Die Stärke eines Heilpraktikers liegt in der Herstellung einer vertrauenswürdigen Beziehung mit dem Patienten. Er nimmt sich viel mehr Zeit, als es ein Arzt zu tun vermag. Besonders zum Zuge kommen dürften hier auch die Selbstheilungskräfte. Ein Apotheker hat mir erklärt, dessen Behandlungen seien oft äußerst wirksam und führten ein Schattendasein in der Medizin.
Das liegt auch daran, dass eine Heilwirkung meist auf psychologische Ursachen gründet. Allein einmal in (subjektiv gesehen) angenehmer Atmosphäre über die Krankheit gesprochen, kann schon enorm helfen. Meistens erfolgt eine bessere Ernährung, mehr Achtsamkeit und Bewegung.
Viele alte Prozeduren helfen ein wenig und binden den Patienten mehr mit ein. Doch noch kennen wir nicht alle Heilmittel, die wir aus der Natur gewinnen können.
Dennoch, bei ernsthaften Krankheiten sollte ein Vertrauensarzt besucht werden, der mit der Schulmedizin unterwegs ist. Es hat sich in den letzten Jahren viel getan, und Alternativmediziner arbeiten oft gemeinsam mit Schulmedizinern. Doch solche Entscheidungen obliegen selbstverständlich dem Patienten, und das ist gut so.
Die Selbstheilungskräfte des eigenen Körpers, angestoßen von positiven Beziehungen, sollten auch hier im Mittelpunkt stehen. Denn am Ende sind es ja nicht Ärzte, die Leiden heilen, sondern immer der eigene Körper. Den eigenen Körper als besten Freund und Heiler zu betrachten, dieser Haltung wohnen auch grundlegende Würde und Selbstbestimmung inne.
Auch ist der Placeboeffekt nicht klein zu reden.
Ein Medikament ohne Wirkstoff wird „Placebo“ oder „Scheinmedikament“ genannt. Laut Dr. Ulrike Bingel, Schmerzforscherin der Universität Hamburg, sprechen 20 bis 90 Prozent der Teilnehmer entsprechender Studien auf Placebos an. Sie empfinden beispielsweise eine Schmerzlinderung, obwohl das Medikament wirkstofffrei ist. Ein Placeboeffekt besteht dann, wenn nach Verabreichung eines Medikaments oder einer anderen Therapie eine erwünschte psychische oder körperliche Reaktion erfolgt, die jedoch nicht auf im Medikament enthaltene Wirkstoffe oder ein spezifisches Wirkprinzip der Therapie zurückzuführen ist.
Der Effekt betrifft daher nicht nur Scheinmedikamente, die keine Wirkstoffe enthalten. Auch „echte“ Medikamente können von ihm profitieren, da der Placeboeffekt ihre Wirkung verstärken kann. Bei anderen therapeutischen Maßnahmen, wie beispielsweise Scheinoperationen sind als Placeboeffekte positive gesundheitliche Effekte feststellbar.
Zuallererst beruht der Placeboeffekt auf zwei psychischen Mechanismen:
- Der erste Wirkfaktor macht die Erwartungshaltung des Patienten gegenüber dem Medikament aus. Bei Patienten, die eine bewusst positive Erwartung an ein verabreichtes Medikament haben, wirkt dieses im Durchschnitt besser als bei Patienten, die keine positive Wirksamkeitserwartung vorweisen. Dies gilt sowohl für Scheinmedikamente als auch für echte Medikamente. Wesentlichen Einfluss auf die Wirksamkeitserwartung der Patienten hat die Verschreibung durch den Arzt und dessen Erläuterung der erwartbaren positiven Wirkung des Medikaments.
- Der zweite Wirkfaktor sind Erfahrungen, die bisher mit Medikamenten gemacht wurden. Hat zum Beispiel ein echtes Antihistaminikum in der Vergangenheit zuverlässig gegen eine Allergie geholfen, geht der betreffende Patient unbewusst davon aus, dass ein Antihistaminikum auch erneut vorteilhaft wirken wird. Dies führt im Sinne eines bedingten Reflexes dazu, dass auch ein Scheinmedikament ohne Wirkstoff gut gegen Allergien helfen kann.
- Darüber hinaus haben weitere Faktoren Einfluss auf den Placeboeffekt: Dazu gehören Form , Farbe oder Größe der Scheinmedikamente. So wird bei Kapseln, Tabletten und Dragees in Rottönen eher eine stimulierende Wirkung erwartet, während mit Blautönen eher eine beruhigende Wirkung assoziiert wird. Zudem erzielten Placebos in einer Studie eine bessere Wirkung, sofern die Probanden annahmen, ein teures Medikament zu erhalten, als wenn sie davon ausgingen, ein sehr billiges Medikament zu bekommen.
Verschiedene Studien konnten zeigen, dass sich der Placeboeffekt auch in körperlichen Veränderungen niederschlägt: So haben Wissenschaftler der Universität Hamburg herausgefunden, dass der Placeboeffekt die Schmerzwahrnehmung im Gehirn beeinflusst. Diesen Effekt kann man sogar auf MRT-Bildern erkennen.
Dabei spielen insbesondere drei Gehirnareale eine Rolle, die an der körpereigenen Schmerzhemmung durch *Endorphine beteiligt sind. Über diese drei Hirnareale entfachen auch echte Schmerzmedikamente wie Opiate und Opioide ihre Wirkung. Die Hamburger Wissenschaftler vermuten daher, dass Placebo-Schmerzmittel eine Endorphin-Ausschüttung auslösen und auf diese Weise ihren schmerzlindernden Effekt erzielen.
Wir haben den Verband der Naturheilpraktiker Schweiz, VNS kontaktiert und freuen uns auf ein Gespräch.
*Endorphine sind vom Körper selbst ausgeschüttete, Morphium artige Substanzen.