Simone Hamdeen ist Umweltnaturwissenschaftlerin. Wie mein Kollege Frieder Monzer beschäftigt sie sich mit Unkraut im Garten und arbeitet für den Verein Rucksackschule.
Wir sollten Unkraut essen, statt es herauszureißen und als Abfall zu degradieren. Unkraut enthält mehr Vitalstoffe als manches Gemüse. Für viele Insekten und damit unseren Biohaushalt ist Unkraut sogar überlebenswichtig.
Brennnessel
Beginnen wir mit der Brennnessel, die möchte fast niemand im Garten haben. Obwohl sie eine fantastische Speisepflanze ausmacht und als Heilpflanze des Jahres 2022 ausgezeichnet wurde. Ihre getrockneten Blätter und Wurzeln wirken als Tee entgiftend; helfen bei Harnwegserkrankungen, Rheuma, Arthrose oder Erkältungen. Dank des frisch mundenden Geschmacks ihrer jungen Blätter gelangte sie aber auch in die obersten Ränge der Kochtopf-Hitliste; beispielsweise in Suppen. Die Brennnesselblätter enthalten Eiweiß, Vitamin A und C, Eisen, Kalzium, Magnesium und Kalium und Silicium. Die Samen enthalten Linolsäure, die essenzielle Fettsäure Omega-6-Fettsäure und Vitamin E.
Gegen das Brennen auf Haut und Schleimhäuten trocknet man lediglich ihre Blätter, oder rollt diese mit Wallholz aus.
Giersch
«Den Giersch im Garten kriegt man nicht mehr los,» meinte mal ein Gärtner und setzte bald ein Pflanzenschutzmittel dagegen ein. Dabei erlebt jeder Mund Giersch als sehr knackig, und sowohl roh im Salat als auch gekocht als Spinatersatz schmeckt er köstlich. Legt man ihn 36 Stunden lang in Süssmost ein, erhält man einen erfrischenden Giersch-Most.
Inhaltsstoffe; sehr viel Eiweiss und extrem viel Vitamin C, ferner Karotin, Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Mangan, Kupfer, Zink und Kieselsäure.
Achtung, der Giersch hat giftige Doppelgänger, wie den Schierling, Hundspetersilie oder Hecken Kälberkopf. Sie erkennen den Giersch an seinem angenehmen Petersiliengeruch, den grünen dreikantigen Stängel und seine filigranen Wurzeln.
Raue Gänsedistel
Die Gänsedistel wächst auf Schuttplätzen, in Gärten und auf Äckern und gilt vor allem im Orient als Heilmittel. Der unverdünnte Milchsaft aus ihrem Stängel wird gegen Warzen eingesetzt. Der verdünnte Milchsaft findet äußerlich bei bei Hämorrhoiden, Entzündungen der Haut und Ausschlägen Anwendung.
Inhaltsstoff des Milchsaftes ist vor allem Kautschuk.
Sämtliche Pflanzenteile enthalten: Taraxasterol, Eisen, Vitamin C.
Aufgepasst; Stängel auswaschen, denn dessen Saft schmeckt bitter. Daraufhin kann die rohe Pflanze beispielsweise als Smoothie, oder die ganze Pflanze mitsamt Wurzeln gekocht, Verwendung finden. Die stachligen Blattränder sollten dabei unbedingt ausgelassen werden (nicht verwendbar).
Knoblauchsrauke
Sie kommt häufig mit oder neben der Brennnessel vor. Die Inhaltsstoffe wirken antibakteriell, gegen Entzündungen und fördern die Verdauung. Sie behagt zwar milder als Bärlauch, kann aber ebenso wie diesen verwendet werden. Beim Kochen verliert sie ihre Schärfe. All ihre Teile sind essbar – inklusive der Wurzel vor der Blütezeit. Inhaltsstoffe: Ätherische Öle wie Knoblauchöl, Senfölglykoside, Saponine, Vitamine A und C.
Franzosenkraut
Es wächst an Feldrändern, in Gärten und auf Äckern. Die feinen Blätter, Stiele, Blüten und Knospen verfügen über einen sehr milden Geschmack.
Ideal zu Salaten oder Wok-Gerichten. Als Kraut gekocht ersetzt es ideal den Spinat.
Franzosenkraut enthält viel Eisen und Eiweiss. Auch Kalzium, Magnesium, Vitamin A und C trägt es in sich.
Echten/ gemeine Nelkenwurz
Sie existiert im Halbschatten neben der Knoblauchsrauke, Gundelrebe oder Brennnessel. Als Tee zum Gurgeln hilft sie gegen Hals- und Zahnfleischentzündungen.
Ihre Wurzeln waschen, trocknen und zu Pulver mahlen. Das entstandene Pulver eignet sich zum Würzen von Rotkraut oder Glühwein.
Inhaltsstoff der Wurzeln: Eugenol.
Eugenol wirkt zudem sowohl schmerzstillend als auch entzündungshemmend, kann gegen Bakterien und Pilze Anwendung finden, wie beispielsweise den Hautflora-Pilz Candida albicans.
Inhaltsstoffe abgesehen vom Eugenol der Wurzel: Glykosid Gein (in Wurzel), ätherische Öle (in Wurzel), Bitterstoff (in Wurzel), Flavone (in Wurzel),
Gerbstoff (in Wurzel & Blättern), Gerbsäure (in Blättern).
Heilwirkung; adstringierend, antibakteriell, blutstillend, entzündungshemmend, örtlich betäubend, schweisstreibend, tonisierend.
Im Frühling peppen auch ihre jungen Blätter Salate und Gemüsegerichte auf – mit leicht säuerlichem Geschmack aufgrund der Gerbsäure.
Gundelrebe
Auf feuchten Wiesen, unter Hecken und Sträuchern findet sich die Gundelrebe. Der Tee aus ihr wirkt prima bei Stirnhöhlenentzündungen, dies aufgrund ihrer entzündungshemmenden und schleimlösenden Effekte. In der Küche bereichert die Pflanze dank ihres würzigen Geschmacks wunderbar Suppen, Saucen und Salate oder dient vorzüglich als Süssmost-Gewürz.
Inhaltsstoffe: Vitamin C, Karotin, Kalzium, Magnesium, Eisen, Kupfer und viel Kalium.
Ferner enthält sie die Wirkstoffe; ätherische Öle, Bitterstoffe, Saponine, Gerbstoffe, Harze, Wachse, Rosmarinsäure.



